Heute ging das 9. Internationale Wunsiedel Schachfestival zu Ende.
GM Arturs Neiksans gewinnt Wunsiedel Schachfestival 2015 vor GM Maiorov und GM Jones
Für Kirstin und mich war es ein anstrengendes und sehr schönes Turnier. Die Spielbedingungen in der Fichtelgebirgshalle in Wunsiedel waren super und das Teilnehmerfeld im Meisterturnier war sehr stark. Insgesamt waren im Meisterturnier 132 Spielerinnen und Spieler am Start, darunter 34 Titelträger, wobei hier 13 Großmeister darunter waren. in der Setzliste fanden sich Kirstin auf Platz 125 und ich auf Platz 122 wieder.
Es sollte für uns beide das erwartet schwere Turnier werden.
Scorecard Michael | Scorecard Kirstin | Homepage Schachfestival | Bilder
1. Tag
Zum Auftakt am Donnerstag musste ich in Runde 1 gegen den Jugendspieler Tigran Poghosyan (Elo 2136 / DWZ 2009) antreten. Mit den schwarzen Steinen kam ich gut ins Spiel, doch beim Übergang ins Endspiel musste ich einen Bauern opfern, um Gegenspiel zu erhalten. Leider parierte er meine Angriffsversuche und konnte anschließend das gewonnene Endspiel sicher verwerten. nach 55 Zügen und fast 4 Stunden Spielzeit konnte ich aufgeben .
Kirstin musste in Runde 1 gegen Igor Shashkin (Elo 2124 / DWZ 2119) antreten. Nachdem Sie eine schöne Abwicklung gefunden hatte, welche Ihr für zwei Leichtfiguren einen Turm und zwei starke Zentralbauern einbrachten sah man sie schon auf der Siegerstrasse. In zeitnot schätzte Kirstin allerdings den Königsangriff Ihres Gegners falsch ein und verlor noch die Partie.
Zwischenstand: Kirstin 0/1 Michael 0/1
In Runde 2 ging es dann bei mir gleich wieder richtig zur Sache. Im Spiel gegen Hartmut Hehn (Elo 2042 / DWZ 1979) kam ich etwas seltsam aus der Eröffnung und er konnte seinen Vorteil stetig ausbauen. Doch ich versuchte so gut es geht dagegen zu halten. Im Endspiel bekam ich dann die Partie langsam besser in den Griff, wobei er einige gute Chancen ausgelassen hatte. Spät am Abend, nach 93 Zügen und weit mehr als 4 Stunden Spielzeit hatte ich eine technische Remisstellung erreicht. Das war ein anstrengender langer Tag.
Bei Kirstin lief es auch in Runde zwei noch nicht wirklich rund. Sie hatte sich gegen Guido Guggenberger (Elo 2040 / DWZ 1972) wieder eine sehr gute Stellung herausarbeiten können, stellte allerdings diesmal in Zeitnot einen Springer ein, so dass Sie auch diese Partie aufgeben musste.
Zwischenstand: Kirstin 0/2 Michael 0,5/2
2. Tag
Nach einer kurzen Nacht ging es nun an Runde 3. Ich spielte gegen Dr. Christoph Schultes (Elo 2041 / DWZ 1958). Ich wählte die Halbslawische Verteidigung und kam eigentlich ganz gut in die Partie. Auch hier musste ich einen Bauern für Gegenspiel opfern und konnte diesmal den Druck stetig erhöhen, allerdings ohne die wirkliche Durschlagskraft zu entfalten. In beidseitiger Zeitnot einigten wir uns im 35. Zug auf die Punkteteilung.
Bei Kirstin zeichnete sich langsam ein Desaster ab. Gegen Matthias Melcher (Elo 1973 / DWZ 2005) konnte Sie zuächst eine klare Gewinnstellung herausspielen, denn der Bauernangriff war unwiederstehlich. Leider vergaß Sie im richtigem Moment zu rochieren, so dass ein Folgeschwerer Königsangriff startete, was die dritte Niederlage bedeutet.
Zwischenstand: Kirstin 0/3 Michael 1/3
In Runde 4 musste ich nun gegen den Spanier Josu Tornay Gomez (Elo 2066 / DWZ 2010) spielen. Leider wählte ich eine schwache Variante mit Weiß, so dass ich stark um Ausgleich kämpfen musste. Er spielte sehr genau und die Stellung wurde immer kritischer. Als ich dachte eine Dauerschach gefunden zu haben, gab es doch noch einen Zug, den ich nicht auf der Rechnung hatte, was gleichzeitig den Durchmarsch des a-bauern bedeutet. Nach 45 Zügen und ca. 4 Stunden Spielzeit musste ich aufgeben.
Bei Kirstin kam nun endlich der erhoffte Befreiungsschlag. Gegen Fabian Meulner (Elo 1939 / DWZ 1816) kam Sie zunächst etwas zäh aus der Eröffnung, konnte aber in der Folge einen Bauern und eine Qualität gewinnen. Diesmal wickelte Kirstin in ein gewonnenes Endspiel ab, welches sie souverän gewinnen konnte.
Zwischenstand: Kirstin 1/4 Michael 1/4
3. Tag
In Runde 5 musste ich nun gegen Jonas Lenz (Elo 1989 / DWZ 1999) antreten. Ich wählte wieder die Halbslawische Verteidigung, allerdings im Vergleich zur Partie 2 eine andere Variante. Es entwickelte sich eine zähe positionelle Partie, in der jeder versuchte die Schwächen in der gegnerischen Stellung auszunutzen. Im 44 Zug opferte er dann einen Turm gegen meinen Springer auf c3 und einen Bauern, was die Stellung für mich verkomplizierte. Am Ende fand ich nicht die korrekten Züge, so dass ich die Partie nach 85 Zügen und fast 5 Stunden Spielzeit aufgeben musste. Dies war gleichzeitig die längste Partie dieser 5 Runde.
Kirstin musste gegen den 14 jährigen Jugendspieler Bruno Kreyssig (Elo 1988 / DWZ 1982) antreten. Beide gaben sich eine Theorieschlacht bis in den 20. Zug. in der Folge bekam Kirstin eine Bauernschwäche, welche er konsequent ausnutzte. Am Ende war die Stellung für Kirstin nicht mehr zu halten.
Zwischenstand: Kirstin 1/5 Michael 1/5
Die Partie am Vormittag war ein herber Dämpfer für mich und ich merkte, wie die Kondition so langsam nach unten ging. In der Nachmittagspartie wollte ich daher versuchen ein schnelles Remis einzufahren, um mich für die letzte Runde zu schonen. Daher bot ich gegen Haymo Adler (Elo 1952 / DWZ 1875) frühzeitig ein Remis, welches dieser auch annahm.
Kirstin hingegen wollte alles auf eine Karte setzen und spielte gegen den Senior Michael Riedel (DWZ 1843) voll auf Angriff. Dies führte dazu, dass Sie eine klare Gewinnstellung hatte, welche Sie aber wie so oft nicht direkt verwertete. Doch auch Ihr Gegener konnte seine Gewinnstellung nicht in einen Sieg ummünzen. Trotz Mehrbauer bot dieser Kirstin ein Remis an, welches Kirstin ablehnte. Sie nahm erneut Anlauf auf den gegnerischen König und spielte die Dame in die gegnerische Stellung. Am Ende geriet ihr Gegner in ein Mattnetz, aus dem es kein Entrinnen gab.
Zwischenstand: Kirstin 2/6 Michael 1,5/6
4. Tag
Es kam wie es kommen musste. In Runde 7 wurde ich gegen meinen alten Schachfreund Helmut Küspert aus Marktleuthen gelost. In früherern Jahren haben wir bei den oberfränkischen Meisterschaften und im Vereinsturnier in Marktleuthen oft die Klingen gewetzt. Hier haben wir uns auf eine friedliche Punkteteilung geeinigt und sind zum gemütlichen Teil über gegangen.
Nicht so bei Kirstin. Sie durfte in Runde 7 gegen meinen Gegner aus Runde 3 antreten und diese Partie wollte Kirstin unbedingt gewinnen. Dr. Christoph Schultes (Elo 2041 / DWZ 1958) bemerkte hierbei nicht, dass er nun bereits gegen die komplette Familie Achatz antreten drufte. Das Qualiopfer, welches er hierbei gegen Kirstins Grünfeldindische Verteidigung spielte, war unberechtigt und so konnte Kirstin die Partie sicher nach Hause fahren.
Endstand: Kirstin 3/7 Michael 2/7
Elo Schnitt Gegner Kirstiin 2017 Platz Kirstin 101
Elo Schnitt Gegner Michael 2026 Platz Michael 123
FAZIT:
Ein sehr schönes Turnier und am Ende mit einem versöhnlichen Ausgang. Kirstin konnte hierbei sogar ein Elopünktchen und 10 DWZ dazu gewinnen. Bei mir läufts DWZ-technisch auf ne Nullnummer raus, nur bei der Elo lass ich mit 10 Punkten ein paar Federn. Besonders toll war es viele gute Schachkameraden aus oberfränkischen Zeiten wieder zu treffen und über die alten Geschichten zu sprechen.
Neue Kommentare